Sonntag, 27. September 2015

Hätte, hätte, Amtskette

(Achtung, hier befinden sich Spoiler zu Kapitel 57 von meiner Geschichte „Cwideas“. Beware of the sign that says: Weitere Informationen.)




Die Amtskette, dieses blöde Ding. Ich hatte lange, lange überlegt, wie ich sie wieder mit einbauen konnte, und schließlich kam mir die Idee, dass Gríma sie ja wieder hervorholen könnte und sie stuntfola zeigen.
Und dabei blieb es erst eine Weile; die beiden saßen sich gegenüber, starrten sich gegenseitig an, während Gríma die baumelnde Kette in der Hand hielt. Ich wusste einfach nicht, was er damit tun sollte, außer, sie ihr zu zeigen. (Zwischendurch schlug er tatsächlich sarkastisch vor, dass er versuchen könnte, stuntfola zu hypnotisieren. Wäre auch nicht schlecht gewesen, hätte aber nicht zu ihm gepasst.)

Meine erste Version war eigentlich, dass er ihr die Kette geben sollte, als eine Art „Geschenk“, vielleicht noch mit spöttischen Worten garniert, dass sie sie Éomer zurückgeben könne. Dies wurde jedoch sehr schnell out of character, denn Gríma ist nicht jemand, der so etwas aus reiner Nettigkeit tun würde, und schon gar nicht Éomer gegenüber. Er fühlt sich Éomer nicht zugehörig und schon gar nicht verpflichtet, selbst, wenn dieser jetzt König ist (was er zudem ja gar nicht wissen kann. Stuntfola erwähnte niemals, dass Théoden auf den Pelennor-Feldern starb, und demnach müsste Gríma immer noch annehmen, dass Théoden König ist).
Außerdem wäre stuntfola sicherlich schnell misstrauisch geworden und hätte an Selbstmordabsichten gedacht (wofür er nun wahrlich nicht der Typ ist), und zudem hätte Gríma niemals, niemals so über Éomer geredet. Ja, sie mögen sich vielleicht ähnlich sein, dass sie beide übermäßig besorgt um ihre Schwestern waren, doch das ändert nichts daran, dass ich das Gefühl habe, dass Gríma Éomer eigentlich verachtet hat und nichts mit ihm gemeinsam haben möchte. Man freundet sich eher ungern mit den Leuten an, die einen enttarnen können und die einem im Weg stehen.
Meine zweite Version lief darauf hinaus, dass er die Kette wütend von sich werfen sollte, in einem Anflug von Bitterkeit, und dies gefiel mir eigentlich recht gut. Nur leider war dies noch mit einem anderen Problem verbunden, welches dadurch immer noch ungelöst war, und so suchte ich weiter nach einer Lösung.
Und dann brachte mich Amaraen in einem Gespräch auf die Idee, dass er sie ja, so gesehen, bedrohen könnte. Kein sonderlich netter Gedanke, und sehr viel unangenehmer als das erste, einfache „beschenken“, doch... es passte besser.

Gríma steht während dieser ganzen Zeit sehr unter Stress, dazu noch ist er sich dessen bewusst, dass er einen Mord auf Geheiß Sarumans begangen hat, was zusätzlich an seinen Nerven zehrt. Dann fragt stuntfola ihn auch noch nach seiner Vergangenheit, was schon wieder nicht wirklich angenehme Gedanken sind, und in ihm wird auch noch der Schock sitzen, dass stuntfola ihm sagte, dass er sterben wird.
All dies wird wohl irgendetwas in ihm dazu gebracht haben, zu zerbrechen; ein Mensch kann nur begrenzt viel aushalten. Gríma ist hier schon sehr an der Grenze seiner Aufnahmefähigkeit. (Wobei ich womöglich auch ein wenig übertrieben habe. Ich glaube nicht, dass der Buchcharakter so viel ausgehalten hätte.) Er steht unter Schock, versinkt teilweise viel zu sehr in Gedanken und konzentriert sich nicht mehr auf das, was um ihn herum ist; er hat Angst vor dem Tod. Er hat Angst vor Saruman, davor, zu was Saruman ihn bringen kann, und von daher... von daher sieht er es als die beste Lösung an, dass der Istar nicht auch noch stuntfola dazu bringen kann, mehr über ihn zu verraten als nötig. Saruman ist recht unberechenbar, und Gríma weiß, dass es womöglich seinen oder stuntfolas Tod bedeuten könnte, wenn sie ihm so etwas sagt.

Dies spiegelt zudem eine der ersten Szenen wider, die ich beim Beginn von „Cwideas“ schrieb. Dort bedroht er stuntfola mit einem Messer und faselt von Gnade und lacht recht wahnsinnig, doch das verwarf ich sehr schnell wieder, weil er da a) zu psychotisch herüberkam und das nicht mit dem weiteren Verlauf zusammengepasst hätte (und nicht wirklich seinem Buchcharakter entspricht) und b) zu dem Zeitpunkt der Fakt bestand, dass er keine Waffe hatte, mit der er sie hätte bedrohen können. Saruman hat ihm das Messer wieder abgenommen, als er von seinem Mordauftrag wiederkam, und so ist er hier waffenlos.
Ich muss dazu sagen, dass Gríma hier noch sehr viel rationaler denkt, als er herüberkommt. Sein „Mordversuch“ hat ein ganz bestimmtes Ziel.
Doch dazu mehr im nächsten Kapitel. :)

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